Angelas Tagebuch aus Paraguay

Unser Reisebericht, wie sich alles entwickelte


4. Eintrag

Mein Chaco-Tagebuch

Samstag, 3. November 2018



Am Montag, den 22. Oktober, war der Termin beim Zoll im Hafen und alles ist gut abgelaufen. Der Verantwortliche der hiesigen Spedition kam eine halbe Stunde zu spät zum Treff im Hafen. Paul, der aufgeregter war als zu seiner Meisterprüfung, und die „Hafenarbeiter“ mussten jedoch gar nicht viel auspacken, vielleicht  1/5 des Containerinhalts. Die Zollbeamten wollten z. B. in die drei großen silbernen Alukoffer schauen, in denen wir Elektronik, wie unsere großen PC-Bildschirme, verstaut hatten. Sie haben aber auch in einen Eimer geguckt, in welchem verschiedene Reinigungs-Utensilien verstaut waren – wir haben ja wirklich jeden Zentimeter genutzt. Außerdem fertigten die  Beamten ein paar Fotos an, denn seit ca. 2 Jahren muss alles dokumentiert werden. In Luckow hatten wir beim Packen  eine Bestandsliste geführt, jedes Packstück hatte eine Nummer und wurde in die Liste eingetragen. Wir füllten mehr als doppelt so viele Blätter, als vorgesehen waren, aus, die dann von der Spedition in Deutschland übersetzt wurden. Wir glauben, dass diese Liste den Zoll überhaupt nicht interessierte. Nun wurden die Fotos an den Chef geschickt, der auch noch vorbei kam und dann sein o. K. gab. Jetzt musste alles wieder verstaut werden und Paul war natürlich froh, nicht mehr auspacken zu müssen.
In dem Moment denke ich an unsere drei fleißigen Helfer beim Container-Packen in Luckow, die wegen der Terminverschiebung durch die Spedition noch kurzfristig helfen kamen. Noch einmal einen sehr herzlichen Dank an Katrin, Andi und Christopher!
Nun wieder zum Hafen: Wir können uns überhaupt nicht vorstellen, dass jemand seinen gesamten Container auspacken muss, das bekommt man auf die Schnelle doch nicht wieder so vernünftig eingepackt, dass der Container dann gut transportiert werden kann, vielleicht lassen sich die Türen auch nicht mehr schließen..... Scheinbar geschieht das aber nie, denn die Sache hat ihren Preis. Paraguay gehört ja bekanntlich zu den Ländern mit einer ziemlich hohen Korruption. Naja, Korruption findet ja auch in Deutschland statt, nur auf viel höheren Ebenen und auch in größerem Umfange. Hier halt mehr auf den unteren Ebenen, bei den kleinen Beamten.
Wir hatten in Deutschland an die Hamburger Spedition schon 5000 Euro für das Bereitstellen des Mietcontainers in Luckow, den Transport nach Hamburg zum Hafen, das Verladen und den Seeweg bezahlt, hier in Paraguay an die hiesige Spedition noch einmal 3000 Euro. Der Container fuhr über die Meere bis Brasilien. Dort wurde er umgeladen und es ging weiter auf den Flüssen bis nach Asunción. In der 2. Summe sind Hafengebühren enthalten und die Transportkosten mit dem Lkw bis zu unserem Wohnort - ca. 1800 Euro aber sind Schmiergeld für die Zollbeamten im Hafen, die zahlt jeder, egal ob er etwas zu verbergen hat oder nicht. Aber so dauerte die ganze Aktion im Hafen auch nur eine gute halbe Stunde – und im hintersten Teil des Containers hatten wir ja tatsächlich einige Sachen, die unentdeckt bleiben sollten, geladen.
Paul fuhr gleich wieder zurück nach Rosaleda und kam abends 19.30 Uhr zuhause an. Der hiesige Spediteur schickte noch eine sms, dass der Container mit dem Lkw dann am Dienstag auf die Reise geht, die Kollegen einmal unterwegs übernachten und dann am Mittwoch bei uns ankommen würden. Für das Ausladen sind immer maximal 2 Stunden vorgesehen, deshalb haben wir 2 Helfer dazu gebucht. Paul hatte extra darauf hingewiesen, dass die Einfahrt zur Farm nicht so großzügig gestaltet ist und deshalb nur ein kleiner Trailer kommen sollte. Es gibt auch doppeltlange, wo zwei Container unserer Größe drauf passen. Dienstag gegen 19.00 Uhr (also eine halbe Stunde vor der absoluten Finsternis im Chaco) bekamen wir einen Anruf von einem schnell sprechenden Spanier, auch Paul hat kein Wort verstanden. Wir mutmaßten, dass es der Lkw-Fahrer sei, und befürchteten, dass wir jetzt bei Dunkelheit alles ausladen müssten. Paul hat dann dem Mann am Telefon und mit dem google-Übersetzer vor Augen erklärt, dass sie in Rosaleda übernachten sollten und ihn gefragt, ob sie denn wirklich auch erst am nächsten Tag kommen. Dieser bejahte alles. Wir waren jedoch nicht sicher, ob wir uns gegenseitig richtig verstanden hatten und worauf sich die vielen „Ja“ bezogen. Der Mann am anderen Ende schien ständig zu lächeln ob der seltsamen Unterhaltung wegen.
Gegen 22.00 Uhr hörten wir einen Lkw im Dorf fahren. Es war auch das eindeutige „Klappern“ eines Containers zu hören und wir kriegten gleich einen Schreck. Das Geräusch kam vom Hotel und wir wussten nun, dass er gut angekommen ist und dass es am nächsten Morgen losgehen wird. Die Männer haben dort übernachtet.
So haben wir uns am nächsten Morgen zeitig bereit gemacht. 7.10 Uhr hörten wir den Lkw am Hotel aufbrechen; Paul ist ihm schnell mit dem Auto entgegen gefahren.
Und natürlich war es so ein riesen Trailer, der auch in einer Stadt kaum um eine Kurven käme; er musste dann bis zur nächsten Dorfkreuzung zurückfahren, um wenden und geradeaus durch unsere Toreinfahrt auf unsere Farm fahren zu können.
Wir hatten ursprünglich vor, alles auf unsere Terrasse zu stellen, die ja um das Haus herumführt. Das ging nun aber nicht, weil der Container auf dem vorderen Teil des Trailers stand (der hintere genauso lange Teil war ein Gestänge mit viel Luft dazwischen), so dass wir ihn seitlich ausladen mussten. Nun fuhr er eine Runde auf dem Hof um den Schuppen (der halb so groß wie unser Haus ist), dieser hat einen betonierten und überdachten Vorplatz – auch noch einmal so groß wie der Schuppen – auf dem wir alles abgeladen haben. Wir waren jetzt zu viert – der Fahrer und ein junger Mann (beide Paraguayer). Wir haben zunächst ein paar dicke lange Bretter auf den hinteren Teil des Trailers gelegt, damit keiner und nichts durchrutscht. Nur gut, dass wir die hatten, weil hier schon verschiedene Leute lebten und einiges zurückgelassen haben.
Der kleine quirlige Fahrer mit seinen Badelatschen war sehr lustig und die Verständigung klappte auch gut, wir haben jedenfalls während der zweieinhalb Stunden viel gelacht. Paul hat die Sachen aus dem Container geräumt und auf den Trailer gestellt, die beiden Männer und ich haben alles  weggetragen. Ich habe  ein wenig koordiniert, damit wir später nicht so viel suchen müssen – wir hatten dann Sachen im Schuppen, das meiste auf dem überdachten Vorplatz und einiges im hier fest stehenden Container, den einst die Schweizer mitbrachten und der uns als Werkstatt dienen soll. Das Wetter war gut für diese Arbeit. Es war zwar sehr schwül und der Himmel bedeckt, blieb aber trocken.
Gegen 10.30 Uhr waren wir mit dem Ausladen fertig, die Männer wollten sich nun wieder in Richtung Asunción aufmachen. Aber es sollte noch einmal knapp 3 Stunden dauern, bis sie wirklich loskamen. Während das lange Fahrzeug am Morgen beim Herumfahren um den Schuppen nur einige Äste mitgenommen hatte, war jetzt die Kurve zum Herausfahren sehr eng und beim Manövrieren hatte sich der Lkw im lehmigen Sand festgefahren und einige Räder drehten durch. Nun hatten wir ja auch gutes Werkzeug vor Ort und so schaufelten die Männer Sand unter die Räder und versuchten, mit Brettern eine Unterlage zu bauen. Es wäre fast gelungen, wenn der Fahrer mit einer hohen Drehzahl einfach durchgefahren wäre. Aber er wollte schalten und die Räder versanken erneut im tiefen Sand.....
Nun ging gar nichts mehr und es sollte ein Traktor her. Da die Ausfahrt für unseren Wagen versperrt war, bin ich losgelaufen zum Hotel, um Cecile und Renato um Hilfe zu bitten. Sie wüssten wohl am besten, bei wem wir einen Traktor organisieren könnten. Ich lief nicht über das frisch durchgeackerte Feld, weil der Boden vom Regen noch ziemlich feucht war – ich hatte auch meine Barfußschuhe an. Ich nahm den Weg am Dropperzaun entlang, der links und rechts dornige Büsche hat, direkt am Zaun aber begehbar ist. Nach einer Weile kam ich da jedoch nicht weiter, da sich vor mir eine 3 Meter große und knietiefe Pfütze auftat, da wollte ich auf keinen Fall durch. Ich ging ein paar Meter zurück und suchte mir am Zaun eine Stelle, an der weniger dorniger Busch wuchs. Die normalen Dropperzäune für Rinder haben zwischen den gespannten Drähten so viel Platz, dass man sozusagen auf Hüfthöhe durchsteigen kann. Bei diesem handelte es sich jedoch um einen für Schafe oder Ziegen, hier betragen die Abstände zwischen den gespannten Drähten nur 10 cm. Also musste ich über diesen wackeligen Zaun drübersteigen, wenn ich nicht den ganzen Weg wieder zurücklaufen wollte. (Bei einem Dropperzaun gibt es alle 10 Meter einen stabilen, in die Erde eingegrabenen Pfosten und dazwischen hängen sozusagen die Rundhölzer nur an den durchgezogenen Drähten, ohne dass sie in der Erde verankert sind.) Das ging auch ziemlich gut und so kam ich nach ca. 10 Minuten am Hotel an. Schon unterwegs fiel mir ein, dass Renato in dieser Woche nach Asunción fahren wollte. Ich hoffte, dass er schon wieder zurück sei oder dass Cecile hiergeblieben ist. Aber ich traf nur ihre beiden paraguayischen Angestellten an – zwei Männer, die nur spanisch sprechen. In solchen Momenten vergesse ich auch die wenigen spanischen Wörter, die ich schon kann. Nein, ich hatte auch nicht zufällig Zettel und Bleistift einstecken, um etwas aufzumalen. Ich musste mich nun mit Händen und Füßen verständig machen. Renato und Cecile waren noch in Asunción und es machte keinen Sinn, mit ihnen zu telefonieren, so viel hatte ich verstanden. Ich wollte nun aber auch nicht wieder einfach so davonziehen und hatte insofern Glück, als dass die drei Worte, die ich verwandte, auf der ganzen Welt verstanden werden: Container – Problema – Traktor. Der Mann nannte mir 2 Namen von Leuten in Rosaleda, die einen Traktor besaßen, einen kannte ich, das war Marcello. Der Mann bot mir nun an, mit ihm in dem Hotel Jeep zu den Leuten zu fahren. Das war sehr freundlich und wir machten uns auf. Es war eine sehr schweigsame Fahrt, da wir uns ja nicht unterhalten konnten. Jeder sagte mal etwas – ich englisch, er spanisch – aber wir ahnten immer nur, was der andere sagen wollte. Marcello war nicht zuhause und so fuhren wir zu Alois, den ich noch nicht kannte. Wir fuhren zum anderen Ende des Dorfes und mir wurde bewusst, wie groß es eigentlich ist. Als wir auf Alois‘ Hof kamen, begrüßten uns 5 Hunde, drei freilaufend, zwei an der Leine – klar, sie bewachten ihren Hof und bellten ununterbrochen. Alsbald kam Alois auf uns zu und ich stellte mich kurz vor, sagte, dass wir seit Anfang Oktober auf Armindos Farm lebten, dass wir uns leider noch nicht begegnet seien, wir jetzt aber ein Problem hätten und deshalb seine Hilfe und einen Traktor benötigten..... Na wenigstens konnte ich jetzt deutsch reden, es war so schon eine sehr spezielle Situation – ich hatte ihn von seiner Feldarbeit weggeholt, er kannte mich nicht und ich bat ihn nun um Hilfe. Er sagte aber zu und wollte in ca. 15 Minuten mit seinem Traktor bei uns sein. Eine Kleinigkeit sollte es aber schon kosten.

Ich fuhr mit dem Hotelfahrer zurück zu unserer Farm. Die beiden Paraguayer versuchten immer noch, Bretter unter die großen Räder zu schieben. Paul hatte schon angefangen, Sachen mit der Sackkarre ins Haus zu fahren, welches ca. 40 Meter von der Scheune entfernt ist. Als Alois dann kam mit seinem Traktor, der ca. 80 – 90 PS hat, dauerte es nur noch 5 Minuten und der Lkw konnte sich auf die Reise machen. Es ist wahnsinnig, was ein Traktor so alles kann.
Wir haben Alois dann noch auf einen Tee auf unsere Terrasse eingeladen und ein wenig geplaudert. Er lebt schon seit über 20 Jahren in Rosaleda und das ziemlich autark; er ist wohl in unserem Alter. Er ist z. B. nicht an das hiesige Stromnetz angeschlossen, hat eine Solaranlage und für den Notfall noch einen Generator. Die Energie aus der Solaranlage speichert er in Lkw-Batterien. Das haben auch wir vor, da die Original-Batterien unserer Solaranlage kaputt sind und nichts mehr speichern können, diese aber in der Neuanschaffung viel zu teuer sind.
Wir haben auch ein wenig über Politik gesprochen und dabei feststellen können, dass er unsere Meinung teilt. Darüber haben wir uns sehr gefreut und er sich auch und so hatte das Malheur auch etwas Gutes, nämlich, dass wir Alois kennen gelernt haben.
Am Montagnachmittag, als Paul noch auf dem Nachhauseweg von Asunción war, ist das erste schwarze Küken geschlüpft. Ich war gar nicht darauf vorbereitet, ab Dienstag oder Mittwoch hatten wir die Kleinen erwartet. Es ist halt wie bei den Menschen, auch sie haben schon ihren eigenen Plan. Ich habe schnell einen Karton mit Stroh und Wasser bereitet und da die Wärmelampe noch im Container war, habe ich eine Höhle mit einem Kissenbezug hergerichtet; und nun stand der kleine Piepmatz am wärmsten Ort im Haus, was die Küche war.
Das zweite Küken ist in der Nacht zu Dienstag geschlüpft. Ein weiteres Ei haben wir noch 2 Tage im Brutkasten gelassen, aber die Luftblase war zu groß, das Küken hatte irgendwann aufgehört zu wachsen und sich nicht mehr weiter entwickelt. Der Karton mit den Kükenbabies steht nun in einem der Zimmer und wir hoffen, dass sie durch unsere Nähe auch recht zahm werden.
Noch bevor der Container kam, haben wir wieder einiges auf dem Hof gepflanzt. Wir sammeln ständig Samen oder machen Stecklinge, so dass wir nicht allzu viel zu kaufen brauchen. Außerdem sieht es ja auch sehr schön aus, wenn überall kleine Töpfe mit vorgezogenen Pflanzen stehen.
Am Dienstag, den 23. Oktober, konnten wir auch zum ersten Mal den Obst- und Gemüsewagen aus Asunción auf unserem Hof begrüßen. Dieser fährt durch das gesamte Dorf und verkauft anschließend die übrige Ware an die Supermärkte in Mariscal (was offiziell richtig Mariscal Estigarribia heißt), eine halbe Stunde von uns entfernt. Die Ware ist frisch und ist um die Hälfte preiswerter als in den Geschäften. Er kommt jeden Wochenanfang, mal Montag, mal Dienstag, seltener auch mal Mittwoch. Zweimal haben wir ihn schon verpasst, weil wir unterwegs waren – das ist ärgerlich. Aber wir wollen auch nicht drei Tage hier auf ihn warten.
So waren wir letzten Montag, den 29. Oktober, in Neuland. Das ist die jüngste Stadt, die von Mennoniten errichtet wurde. Sie sind ca. 20 Jahre später nach Paraguay gekommen als die anderen aus Loma Plata und Filadelfia. Sie bezeichnen sich selbst auch als etwas weltoffener und moderner. Nach Neuland ist es ungefähr genauso weit von uns wie nach Filadelfia – wir benötigen mit dem Auto ca. 1,5 Stunden.
Und ich war total überrascht und begeistert. Gefällt mir doch diese Stadt von allen dreien am besten. Sie ist viel kleiner und es gibt nur flache Gebäude, wenig Geschäfte und Industrie. Am auffälligsten ist jedoch die Gestaltung der Stadt. Es ist alles nicht nur funktional, sondern sehr ästhetisch angelegt, mit viel Liebe zum Detail. Und wie überall – überaus freundliche Menschen...  
Wir haben nun auch endlich Manioka-Mehl gekauft, weil ich entdeckt habe, dass ich daraus auch Brötchen (mit Eiern und/oder Chia-Samen zum Zusammenhalten) backen kann. Nun standen wir im Supermarkt vor dem Regal und hatten die Wahl zwischen den Mehlen. Eine Frau daraufhin angesprochen, worin der Unterschied bestehe, erklärte uns diesen. Sie zeigte uns noch Weizenmehl und wir erwähnten kurz, dass wir keine Getreide essen. Minuten später, wir waren schon beim Obst und Gemüse, kam sie uns hinterher und beschrieb uns, wo wir Reismehl fänden. Da wir auch dieses nicht verwenden wollen, bedankten wir uns nur.
Wir sind vor allem nach Neuland gefahren, weil es in der Gärtnerei Tontöpfe mit Filtern gibt, um aus dem Regenwasser sauberes Trinkwasser zu bereiten. Diese Gärtnerei hat leider montags geschlossen. Als wir eine Frau, die ihre Gartenhecke beschnitt, nach dem Weg fragten, kamen wir auch mit ihr ins Gespräch. Wir durften uns von ihren verschiedenfarbig blühenden Oleandern ein paar Triebe abschneiden, dann lud sie uns noch auf ihre Terrasse ein. Dort saß ihr Mann und sortierte die Samen aus selbst geernteten Erdnüssen, auch davon bekamen wir einige mit. Die beiden sind um die 70 und erzählten uns ein wenig aus ihrem Leben. Wir merken immer wieder, wie stolz die Menschen hier sind auf das, was sie geschaffen haben. Sie sind aber auch demütig und genügsam, hadern nicht mit dem Schicksal, wenn es ihnen mal nicht so gutgeht.
Auf dem Heimweg machten wir noch bei Armindo Halt, seine Farm liegt sozusagen auf dem Weg. Über das Gespräch mit Armindo berichte ich später gesondert noch einmal.
Als wir am Abend zuhause angekommen waren, war auch der Strom wieder da. Wir waren dieses Mal fast 4 Tage ohne Strom. Und die Solaranlage funktioniert auch nur am Tage, wenn es nicht allzu sehr bewölkt ist. Da ich alles Geschirr aus den Kisten abwasche, bevor ich es in die Schränke stelle, kam ich kaum voran mit der Arbeit. Das war ein wenig nervig. Dieses Mal sind die Mitarbeiter der Stromfirma nicht am Wochenende gekommen. Außerdem war am Strommast, wo der Abzweig zu uns herüberführt, eine Sicherung rausgefallen oder defekt. Naja, das ist hier ein etwas anderes System als in Deutschland, aber in jedem Fall viel anfälliger. Wir rechnen bei jedem Gewitter mit Ausfall. Und da der Strom ja durchs ganze Land geleitet wird, vom großen Stausee kommend, ist immer irgendwo Regen, Sturm oder Gewitter. Bei Stromausfall funktionieren ja auch unsere Wasserpumpen nicht. Wir haben jedoch einen Wassertank auf einem Turm, den wir dann über einen Außenwasserhahn und –Dusche nutzen. Deshalb sehen wir immer zu, dass dieser Tank ständig voll ist.
Es ist wirklich an der Zeit, dass wir uns stromunabhängig einrichten.
Zum Schluss noch eine Korrektur. Im ersten Bericht hatte ich geschrieben, dass 90% der Bevölkerung im Osten lebten. Da habe ich dieses Mal untertrieben – es sind 98% der 6 Millionen Einwohner Paraguays. Im Chaco leben also ungefähr 100.000 Menschen.