Angelas Tagebuch aus Paraguay

Unser Reisebericht, wie sich alles entwickelte


7. Eintrag

Mein Chaco-Tagebuch

Montag, 19. November 2018



Meinen heutigen Bericht beginne ich damit, dass ich hier ständig das Gefühl habe, Mitglied einer Expedition zu sein. Nicht dass ich nicht wüsste, wie weit wir vom Südpol entfernt sind!  
Vielleicht sollte ich dann lieber sagen, dass ich mich als Mitglied eines Forschungsteams fühle. Und dies wegen all der Dokumentationen, die wir über die gesteckten Samen und die umgetopften kleinen Pflänzchen machen, wegen all der Pflanzschalen, die mit einer Nummer versehen, auf unserer Terrasse stehen, wegen der Grundstückszeichnungen mit all den hiesigen Bäumen, die ich anfertige, um mir die Namen einzuprägen, und auch wegen des gleich beschriebenen Spazierganges am Sonntag.
Da hatte es nämlich bis zum späten Nachmittag geregnet, so ein richtiger Landregen und dazu blies der Wind mitunter recht heftig, es gab jedoch kein Gewitter. Der Strom hielt auch den ganzen Tag durch. Die Außentemperatur betrug 23 Grad, was wir als angenehm kühl empfanden.
So sind wir in unsere Gummistiefel und Regenanzüge geschlüpft und mit Stock und Machete mal wieder über die Farm gewandert.
Wir wollten nach dem langen Regen erkunden, wo sich flache und höhere Stellen auf der Farm befinden, wo sich der Regen sammelt, wo sandiger, wo lehmiger Boden ist. Wir liefen zum Tachamar (Wasserloch) und hofften auch, hier ein paar wilde Tiere sehen zu können.
Bei solchen Temperaturen macht Wandern richtig Spaß.  Zwar rutschten wir teilweise auf dem verregneten Lehmboden hin und her wie auf Seifenlauge, aber wir blieben immer aufrecht und lustig dabei.
Außer Vögeln, Enten und Maras (kleinen Feldhasen ähnlich), haben wir keine weiteren Tiere beobachten können. Paul hat jedoch auf dem verregneten Weg die Spur eines Pumas entdeckt. Wir rekonstruierten, dass der Puma ca. 15 Minuten vor uns dort gewesen sein muss, weil es ungefähr eine halbe Stunde zuvor aufgehört hatte zu regnen und die Spur klar und deutlich und überhaupt nicht ausgewaschen war.
Der Gedanke, einer kleinen Raubkatze zu begegnen, ist schon sehr reizvoll, in diesem Moment war ich jedoch froh, dass sich unsere Wege nicht kreuzten.
Stark beeindruckt, setzten wir unseren Weg fort und kamen ans Tachamar. Wir schauten uns dort die Wasserzuläufe an und studierten die Höhen und Tiefen des Geländes. Dieses große Wasserloch ist zwar ungefähr 500 Meter von Haus und Garten entfernt, aber vielleicht könnten wir es trotzdem für die Wasserversorgung des Gartens und der Felder nutzen und bräuchten keine weitere Zisterne bauen. Ein Windrad auf den Hügel gestellt mit einem Wassertank hoch oben, ein paar Kanäle vertieft und ausgegossen sowie eine Wasserleitung zum Haus gelegt – schon hätten wir, was wir brauchen. An dieser Stelle dort sind der tiefste und der höchste Punkt der Farm vereint – das Tachamar wurde seinerzeit ausgehoben und der Aushub wurde zum Hügel. Perfekt.
Auf dem Heimweg kam uns die Idee, von der Puma-Spur einen Gipsabdruck zu nehmen. Wir liefen schnell nach Hause und besorgten Gipspulver, eine Gummischale, eine Flasche Wasser und eine Gabel. Sogleich eilten wir zurück, damit uns nicht erneuter Regen die Spur kaputt mache.
Wir wählten zwei gute Abdrücke und gossen sie mit Gips aus.
Dann bemerkten wir eine zweite Puma-Spur mit kleineren Tatzen; wahrscheinlich handelte es sich um Mutter und Kind.
Nach ungefähr 20 Minuten war der Gips fest und wir gruben die Trittsiegel aus, um sie stolz nach Hause zu tragen. Paul will davon wieder einen Positivabdruck machen. Was für eine schöne Erinnerung – vielleicht werden wir hier nie einen Puma in der Natur zu Gesicht bekommen, aber wir haben seine Pfoten für alle Zeit gesichert.