Der Chaco

(chaco = indianisch // zu Deutsch = Jagdgebiet)

Der Chaco ist ein sehr weites Busch- und Waldland, das sich über den ganzen Westen Paraguays, Teile von Bolivien und den Norden von Argentinien erstreckt. Hier leben vor allem deutschstämmige und einige paraguayische Farmer, die dieses Land als Weideland für Vieh nutzen.

Der Chaco ist bekannt für seine Rinderwirtschaft. Und so ist es nicht verwunderlich, dass wir auf der Farm, auf der wir leben, ebenfalls Rinder zu weiden haben. Es sind nur meist so rund 60-80 Tiere, die Farm ist mit ihren 100 Hektar (1.000.000 qm) aber auch vergleichsweise winzig. Es gibt hier Farmen mit 20-Tausend Hektar und mehr. Wir halten des Weiteren unsere eigenen Hühner und haben einige Katzen, wie Ihr auf den Bildern sehen könnt.

 

Im Gegensatz zum Osten gibt es hier im paraguayischen Chaco kaum offenes Wasser, wenige Flüsse und daher ähnelt das Land eher der Kalahari in Afrika: grün, trocken, wald- und grasreich aber wasserarm. Man versorgt sich über Brunnen, Zisternen und künstlich angelegte Seen, so auch wir.

Warum der Chaco und nicht Ost-Paraguay?

Ein Grund für die Wahl des Chaos als neue Heimat war der Umstand, dass hier einige große deutsche Kolonien ansässig sind; vor allem die sogenannten Mennoniten leben hier in großer Zahl und haben erstaunliches geleistet, seitdem sie hier sind. Weiter unten berichten wir mehr über sie.

 

Weitere Gründe für den Chaco waren das trockenere Klima und die weitaus dünnere Besiedelung. Hier leben nur wenige Menschen, während der Osten weitaus dichter besiedelt ist. Wer also in den Chaco zieht, der hat für gewöhnlich nicht das Bedürfnis, jeden Tag viele Menschen zu treffen oder er zieht in eine der Städte, auf die ich weiter unten noch zu sprechen komme.

Der Osten Paraguays hat zugegebener Maßen sehr viel mehr Regen und damit ein viel besseres landwirtschaftliches Potential als der Chaco im Westen. Dafür herrscht dort auch eine ständige hohe Luftfeuchtigkeit, die es nicht einmal ermöglicht, Bücher im Regal aufzubewahren, da diese mitunter schimmeln. Je weiter man in den Westen kommt, desto trockener wird es. Es ist aber noch lange nicht so trocken, wie ich es z.B. aus Süd-West (Namibia) kenne. Daher aber leben im Osten Paraguays auch rund 98% der gesamten Bevölkerung und im Chaco, der zudem weitaus größer ist als der Osten, leben nur die verbleibenden 2%. Das macht das Land offen, weit und angenehm.

 

Die hohe Bevölkerungsdichte, die im Osten aber dennoch noch lange nicht an deutsche Verhältnisse ran reicht, bewirkt aber, dass einem gerade im Norden des Ostens doch in der Tat einiges mehr an Kriminalität entgegenschlägt. Wir waren selber noch nicht dort, aber die Mennos meiden diese Regionen.

 

Die trockenere Lage und die dünne Bevölkerungsdichte und der hohe Anteil an deutschsprachigen Menschen erachten wir als enormen Vorteil gegenüber dem Osten Paraguays, insbesondere mit Blick auf die Krisen, die sich abzeichnen. Wenn die Weltwirtschaft in zunehmende Krisen gerät oder die Politik in Europa sich noch mehr Geschichten einfallen lässt, mit denen sie die Wirtschaft und Kultur kaputt machen und die Bevölkerung traktieren können, ist man sicher dort besser aufgehoben, wo weniger Menschen leben und weniger Armut herrscht und das Klima abweisender ist.

 

Noch ein Grund ist das Tierleben hier in der Wildnis.

Die Mennoniten

Vor über 80 Jahren zog es die Glaubensgemeinschaft der Mennoniten nach Paraguay, weil sie in Europa und Russland in den letzten Jahrhunderten aufgrund ihres Glaubens immer wieder verfolgt wurden. Sie sind deutschstämmig und haben hier sogenannte Kolonien gegründet. heute leben sie hier in großer Zahl und für paraguayische Verhältnisse in recht ansehnlichem Wohlstand. Sie haben erstaunliches geleistet, seitdem sie hier sind.

Sie sind entgegen vieler Gerüchte weder Amische noch sind sie wie die Zeugen Jehovas. Sie sind eher wie die Freikirchlichen in Deutschland oder die Baptisten. Es sind vor allem Farmer und Kleinunternehmer und sehr freundliche, gottgläubige und überaus aufgeschlossene Menschen. Sie arbeiten frei in großen Kooperativen organisiert, die auf sozialem Gebiet, in der Wirtschaft und politisch vorbildlich für ganz Paraguay sind. Wir haben inzwischen viele Freunde unter ihnen.

 

Mitunter gibt es auch schlechtes Gerede über die Mennoniten, aber das gründet sich unserer Meinung nach eher auf Unkenntnis und vor allem auf Neid, denn als die Mennos vor rund 80 Jahren in dieses menschenleere Gebiet kamen, das damals keiner haben wollte, besaßen sie buchstäblich gar nichts und heute sind es florierende Städte. Sie haben für sich und die wenigen hier ansässigen Indianer einigen Wohlstand geschaffen, der sich durchaus mit deutschen Standards messen kann. Und das ist immer ein guter Grund für Neid. Ohne die Mennoniten und ihre Städte gäbe es hier im Chaco auch kaum Paraguayer, denn sie kamen vor allem, nachdem die deutschen Kolonien florierten.

 

Dominierend im Chaco sind die Städte Filadelfia, Loma Plata und Neuland. Jede ist die Hauptstadt einer eigenen mennonitischen Kolonie. Sie besitzen alles Land gemeinsam über die jeweilige Kooperative, von der sie das Land dann in einer Art Erbpacht kaufen und auch vererben. Innerhalb der Kolonie kann man nur dann Land kaufen, wenn man der Kolonie bzw. der Kooperative angehört. Aus diesem Grund haben wir eine Farm, die außerhalb dieses Gebietes liegt, auch wenn wir in Neuland Mitglieder der Kooperative hätten werden können. Auch für unser Projekt mit Euch zusammen würden wir ein solches Stück Land am Rande, aber außerhalb der Kolonie suchen.

 

Die "Mennos" sprechen übrigens am liebsten Platt, ein Plattdeutsch, das dem Westfälischen Platt sehr ähnelt. Sie betreiben eigene moderne Krankenhäuser, sind wirtschaftlich durch die Kooperative geeint und wickeln fast alle Geschäfte über diese ab, was gut ist für die Preise. Gemeinsam ist man stark. Sie haben eigene Schulen, Hochschulen und Einkaufszentren geschaffen und lehren an ihren Schulen mehr deutsche Geschichte, als wir das in Deutschland tun. Der Unterricht ist wie die Gottesdienste immer auf Hochdeutsch.

 

Es gibt auch viele private Unternehmen, aber die meisten der größeren Einrichtungen sind aber meist im Besitz der Kooperativen und damit in der Hand der Bürger selbst. In unseren Augen leben sie hier mehr Demokratie als irgend sonst auf der Welt.

 

Lange bildeten die Kolonien der Mennos einen eigenen Staat im Staate Paraguay. Mittlerweile aber ist man mehr und mehr adaptiert und wirtschaftlich mit dem Osten verwachsen.

Der Lebensstandard im Chaco

In Filadelfia, Loma Plata und Neuland kann man so ziemlich alles kaufen, was das Herz begehrt oder zumindest, was man hier benötigt. Es ist nicht ganz wie in Deutschland, aber viel wird auch von Deutschland importiert und verkauft. Dafür ist das Wetter besser – wir haben hier viel mehr Sonnenschein, als im Osten.

 

Verglichen mit Deutschland oder gar dem Osten Paraguays, gibt es hier kaum Verbrechen. Im Gegensatz zu Afrika, Europa und den USA herrschen hier total friedliche Verhältnisse, die wir vor allem den Mennos zu verdanken haben, die das Land organisieren. Vieles erinnert einen hier eher an die 60er bis 80er Jahre – nur die Autos sind heute größer. Auch wenn man ab und an schon mal etwas über kriminelle Delikte hört, so haben wir selber nichts dergleichen persönlich erlebt. Es ist hier auch vielfach noch üblich, das Haus oder die Scheune oder sogar den Wagen während des Einkaufs mitten in der Stadt offen stehen zu lassen – während der Schlüssel steckt und der Motor läuft, damit die Klimaanlage den Wage kalt hält! Gestohlen wurde dabei noch keines. Auch kann man getrost in der Stadt seine Einkäufe, ja sogar Kisten mit Bier, auf der Ladefläche des Wagens stehen lassen, ohne dass etwas weg kommt. Es kann also nicht so schlimm sein - was immer einen gewisse Leute einreden wollen.

 

Unsere Farm liegt zugehörig zu einem weitläufigen Ort, westlich der Kolonien der Mennos. Hier lebt eine Hand voll Schweizer und ein paar Deutsche in unserer Nachbarschaft. Die meisten davon sind allerdings Eigenbrötler. Nett, aber zurückgezogen. Insgesamt sind es aber kaum mehr als 30 Menschen. Es gibt ein Hotel ganz in unserer Nähe und dort auch einen Pool, den Ihr auch auf den Bildern sehen könnt. Die Betreiber sind Freunde von uns und das Baden ist frei und kostenlos, auch für alle Tagesgäste.


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Wir freuen uns auf Euch,

Angela & Paul