Angelas Tagebuch aus Paraguay

Unser Reisebericht, wie sich alles entwickelte


11. Eintrag

Mein Chaco-Tagebuch

Sonntag, 28. November 2021



Es heißt zwar, dass es hier noch heißer werden soll, als im Osten Paraguays, aber wir hatten hier noch nie mehr als 45 Grad. Auch im Winter hat es bisher noch keinen wirklichen Frost gegeben, auch wenn die Temperaturen schon gegen Null gehen können. Aber sobald die Sonne herauskommt, wird es wieder warm. Wir lieben den Winter mit seinen kühlen Temperaturen, weil wir ihn empfinden wie sonnige Tage in  Deutschland im Mai oder im September.

Leider sehen wir hier sehr selten wilde Tiere. Paul und ich leben seit gut 3 Jahren im Chaco nahe der mennonitischen Kolonien, etwas abseits der Städte, mehr inmitten des Busches. In all den Jahrzehnten ist ein einziger tödlicher Schlangenbiss bekannt geworden - und zwar bei einer öffentlichen Sportveranstaltung. Wir selbst hatten hier auf der Farm bisher 3 Klapperschlangen gesehen und 2 Boa Constrictor. Für uns ist eigentlich jedes Mal eine sehr spannende Begegnung und erweckt in uns das Gefühl, auch wirklich in der Natur zu sein und nicht in einem Zoo. Die Schlangen zeigten sich auch keineswegs aggressiv, wie viele immer meinen, sondern eher verängstigt und scheu. Darum gehen sie auch eher uns aus dem Weg als umgekehrt.

Wir bekommen im Sommer hier häufig Besuch von Waranen oder "großen Eidechsen", wie die Mennoniten sagen, die sich dann das Futter mit unseren Katzen teilen, was den Katzen nicht so sehr gefällt. Aber sie halten Abstand und vertragen sich. Wie die meisten Menschen hier im Chaco freuen wir uns allerdings immer über den Besuch der Warane, weil das ganz besonders urige und interessante Tiere sind und anmuten, als kämen sie aus ferner Urzeit. Trotz ihrer Länge von manchmal mehr als einem Meter zeigen sie überhaupt keine Aggressionen und sind im Grunde typische Paraguayer, da sie sehr gelassen sind.


Was die (meist ungiftigen) Schlangen betrifft, so ist die Wahrscheinlichkeit eines Verkehrsunfalls in Europa um ein Vielfaches größer, als hier einer giftigen Schlange zu begegnen. Und dann weiß man auch einfach, wie man sich zu verhalten hat, damit nichts passiert, denn die Schlange hat mindestens genauso viel Angst.
Einen Puma, der hier viel kleiner als in Nordamerika ist, haben wir leider noch nicht gesehen, nur in einem kleinen Zoo in einem Dorf von Filadelfia. Aber wir haben Puma definitiv auf der Farm und wahrscheinlich sehen die uns viel öfters als wir sie, meistens finden wir nur ihre Fußabdrücke, wenn es geregnet hat. So einmal auch die von einer Puma-Mama mit ihrem Baby. die haben wir dann auch gleich in Gips gegossen.
Wir sehen viele Gürteltiere, Ameisenbären, Capinchus (Wasserschweine), Nandus und leider nur die Spuren von Waschbären und genießen den nächtlichen Buschsound mit Froschkonzerten, den Gesängen der Nachtschwalben und den Rufen verschiedener Eulenarten (mindestens drei verschiedenen) und den einmalig "irren" Rufen der "Weihnachtskäfer" am Tage und warten schon auf die Invasion der weißen Schmetterlinge zur Weihnachtszeit.
Des Nachts kommen Füchse ans Haus, denen wir gerne auch immer mal etwas zu Fressen hinstellen. Sie zeigen wenig Scheu und wir sind schon im Schein der Taschenlampe bis auf 5 Meter an sie herangekommen.
Wir genießen es, in der Abgeschiedenheit der Städte, aber doch in ihrer Reichweite zu leben.
Oft beobachten wir abends einfach die Sterne und den Mond und die Planeten, wie sie ihre Bahnen Tag für Tag verändern. Denn hier haben wir meistens sehr klare Sicht im Gegensatz zu den Himmeln in Europa und hier ist man einfach mehr draußen.
Wir lieben die Abgeschiedenheit im Chaco.