Angelas Tagebuch aus Paraguay

Unser Reisebericht, wie sich alles entwickelte


2. Eintrag

Mein Chaco-Tagebuch

Donnerstag, 12. Oktober 2018



Wir waren vorgestern in Filadelfia, vor allem unserer Kommunikation wegen. Wir haben ein hiesiges Handy (einfaches Klapphandy) für mich gekauft und einen Adapter für die Verstärkerantenne auf dem Dach. Es ist nun immer ein Handy empfangsbereit, d. h. wir sind entweder auf meiner oder Pauls Nummer zu erreichen, wenn wir zuhause sind. Die Handys hier haben eine andere Bandbreite, so wie ich das verstanden habe. Als Paul im April das erste Mal in PY war, konnte ich von seinem brasilianischen Handy in Deutschland alle sms empfangen, manche wurden sogar 10 x versandt, meine aus Deutschland hat er nicht erhalten können. Das wird wohl an der Bandbreite gelegen haben. Zu telefonieren, habe ich nie versucht, da ich zu hohe Kosten befürchtete, die aber gar nicht so hoch sind, wie ich mittlerweile weiß. Ich muss mich darüber noch kundig machen.
Dann haben wir uns doch für einen eigenen Internet-Anschluss entschieden, der heute installiert wurde, weil wir vor allem gut informiert sein wollen über das aktuelle politische Geschehen in der Welt. Und wenn wir 2 Mal pro Woche ins Hotel gehen, um das Internet zu nutzen, dann bleiben wir natürlich auch immer etwas länger dort und trinken auch etwas – jedes Mal eine große Flasche Wasser kostet so viel wie ein eigener Internetanschluss im Monat.
Auch haben wir uns einen kleinen Transistor zugelegt, mit dem wir hier deutschsprachige Sendungen empfangen können.
Hinsichtlich unserer Ernährung haben wir uns mittlerweile ganz gut eingerichtet. Wenn unser Container endlich da ist, können wir eine ganze Weile von den mitgenommenen Lebensmitteln leben, vorausgesetzt, alles geht durch den Zoll im Hafen. In ca. 1 Woche soll es so weit sein. Ich freue mich vor allem auf die Keime und Sprossen, die ich dann in wohl in großen Mengen produzieren werde. Zurzeit essen wir vor allem frisches Obst und Gemüse. Bis wir hier selbst einiges angebaut haben und es ernten können, müssen wir es noch kaufen. Vor allem Obst ist nicht unbedingt preiswerter als in Deutschland. Es gibt hier leider auch kein Bio und ich versuche einfach, diesen Umstand zu vergessen. Kann ja hier nicht verhungern. Paul isst ab und zu auch mal ein paar Scheiben Brot mit Erdnuss-Mus oder Marmelade, um satt zu werden. Wenn wir unser Kochgeschirr dann hier haben, werden wir viel aus der Manioka (eine Wurzel, kann man auch in Deutschland kaufen) machen, die kann man kochen, braten, zu Mehl verarbeiten und damit so eine Art Brötchen backen. Haben wir alles schon probiert und ist total lecker, macht auch satt. Denn Buchweizenmehl gibt es hier nicht, woraus wir vor allem unsere Brötchen in Deutschland gebacken haben.  Es ist nicht einfach, unter diesen Bedingungen unsere alte Ernährung hier aufrecht zu erhalten, ich habe auch schon ein wenig abgenommen. Wir müssen halt ein paar Kompromisse machen. Aber in Gesprächen mit Nachbarn haben wir schon erfahren, dass es auch hier essbare Wildpflanzen gibt. Wir kennen sie nur noch nicht. Es gibt sogar eine Art Brennesel. Wenn wir ein paar dieser Pflanzen kennen, dann können wir endlich wieder unseren grünen Smoothie trinken, den wir am meisten vermissen.
Was mich am meisten hier fasziniert, sind die Tiere, vor allem Vögel. In den Bäumen nahe am Haus haben einige ihr Zuhause, z. B. viele verschiedene bunte Sittiche, mehrere Papageien, die weniger Krach machen als die kleineren Sittiche, große Greifvögel – vor denen wir dann unsere Hühner schützen müssen...... Paul hat in der vergangenen Nacht ein Stinktier beobachtet. Als wir vor einigen Tagen an der Wasserstelle der Farm waren, konnten wir kleine Enten und Ibisse entdecken. Es gibt hier kleine hellgraue Täubchen, die so groß sind wie ein Spatz.
Nachts sind hier Laute zu hören, die mir völlig unbekannt sind. Mit dem Morgengrauen erwacht auch hier die Tierwelt. Zu dieser Zeit hörte ich immer ein aus ca. 6 Tönen bestehendes Lachen, welches von einem Vogel zu stammen schien. Paul jedoch kennt diese Töne aus Afrika – es sind Heuschrecken. Auf unseren Spaziergängen entdecken wir auch immer einige Tierspuren; die am Wasserloch stammen wahrscheinlich von Tapiren und Wasserschweinen, die nachts immer dorthin wandern.  Jeden Morgen machen die Buschhühner einen ziemlichen Lärm. Anfangs hört es sich so an, als nähere sich eine Schar Kinder, später wird es lauter und dann sagen wir immer: „Die Nachbarn streiten schon wieder.“ Es gibt viel zu entdecken hier und zu lernen.
Vor allem will ich ja auch Spanisch lernen, womit ich allerdings noch nicht begonnen habe.
Auch hier gibt es eine Zeitumstellung im Sommerhalbjahr, welches ja nun begonnen hat. Anfang Oktober wurde die Zeit eine Stunde vorgestellt. So ist momentan die Zeit in Deutschland 5 Stunden voraus, nach der dortigen Umstellung Ende Oktober nur noch 4 Stunden, bis es in der europäischen Sommerzeit wieder 6 Stunden Zeitunterschied sind.
Da die Sonne hier eine andere Bahn am Himmel nimmt, geht sie innerhalb einer halben Stunde unter. So ist es hier jetzt nach der Zeitumstellung um 19.30 Uhr stockdunkel. Dies ist etwas gewöhnungsbedürftig. Der Sonnenaufgang geschieht auch innerhalb einer halben Stunde und es wird  morgens 6.30 Uhr hell. Meistens stehen wir zwischen dann auch auf – höchstens eine Stunde später.